
Businessgrafik auf Papier mit Lineal und Stift
Brian ist frustriert. Er ist mein Sprachtandem aus England, mit dem ich mein Englisch verfeinere und er mit meiner Hilfe sein Deutsch.
Allerdings: Wann immer Brian in Deutschland ist oder auf Deutsche trifft, will niemand mit ihm Deutsch sprechen. Kaum ein Satz zu Ende gesprochen, schon wird ihm auf Englisch geantwortet. Dabei ist sein Deutsch wirklich gut. Ich empfehle ihm eine Reise nach Ostdeutschland. Leute im Alter von 50+ werden froh über seine Deutschkenntnisse sein und höchstens sein fehlendes Dialektverständnis bemängeln: „Hat ick’n doch jefracht jehabbt, obb a ne Schrippe will. Hatta mich angekiekt wie’n Auto, wa!“
Na jedenfalls war das mit dem Englisch-Lernen in der ehemaligen DDR so eine Sache. Zum einen gab es obligatorisch für alle ab der fünften Klasse als erste Fremdsprache mal Russisch-Unterricht. Die Sprache des sozialistischen großen Bruders. Und dann gab es – jedoch fakultativ – ab der siebten Klasse die Möglichkeit, eine weitere Fremdsprache zu erlernen. Das war zwar an den allermeisten Schulen Englisch, aber wie gesagt, das war fakultativ. Nur für diejenigen, die das Abitur anstrebten, war es verpflichtend, überhaupt eine zweite Fremdsprache zu lernen. Das Abitur machten damals allerdings nur etwa zwei bis fünf SchülerInnen aus einer 30-köpfigen Klasse.
Außerdem gab es – wie in meinem Fall – auch Schulen, die aufgrund Lehrermangels keinen Englisch-Unterricht anbieten konnten und stattdessen zum Beispiel Französisch als zweite Fremdsprache anboten. Bon, j’ai donc appris le français. Ohne große Motivation allerdings. Verständlich vielleicht, wenn man ohne Aussicht auf einen Schüleraustausch oder Urlaub in Frankreich aufwächst. Mein Abitur habe ich dann jedenfalls 1990 (genau, das letzte DDR-Abitur) in Russisch und Französisch gemacht.
Englisch musste ich mir dann im Laufe des Studiums irgendwie noch selbst aneignen. Das hatte den lustigen Effekt, dass ich im ersten Semester meines Studiums irgendwie mit Business-Englisch-Vokabeln hantieren musste, wie „The point at which sales revenue equals costs is the threshold to the profit zone, which is why it is called the break-even point.“, ich damals aber noch keine Auskunft auf einfachste englische Smalltalk-Fragen hätte geben können. Wie mir der Film gefallen hat, hatteste wissen wollen, ja? Mmh, lass mich Dir lieber die grafische Darstellung des Break-Even-Point erklären. Also Brian – ab nach Dresden oder Leipzig! Da bissde hörzlisch willgomm‘ mit Deim‘ Deutsch!


